Wilfried Gründlers Arbeiten, die von einer souveränen Beherrschung der handwerklichen Technik zeugen, sind sie nun als Anklage zu sehen? Oder einfach nur als ganz sachliche, wenn auch aus einer gewissen inneren Angst leichte überzeichnete Bestandsaufnahmen? Sie lassen sich aber auch als ein grandioses Menetekel verstehen, eine Warnung an den Prothesengott Mensch, endlich einzuhalten, die Welt, in der er lebt, noch weiter kaputt zu machen. Genug zerstört ist sie schon, die heile Welt kommt nur noch im Märchen vor.

Gründler vermag diese heile Welt noch darzustellen. Er macht das sehr einfühlsam mit viel Können und Gespür, er vermag Stimmungen auszudrücken und zu bewegen. Doch diese heile Welten erscheinen in der Gesamtschau auf die Ausstellung nur noch als Reminiszenzen. Die Wirklichkeit, wie Gründler sie sieht, ist stärker. In gewissem Sinne erinnert er an Hieronymus Bosch. Wie Bosch versetzt Gründler in eine bedrohliche Welt. Nur daß die geheimnisvollen Spukgestalten des alten Bosch (auf uns) vergleichsweise harmlos wirken gegenüber den bedrückenden Visionen Gründlers, den man als ein ernstzunehmenden Künstler zu sehen hat; der die Zeit, in der er lebt, nicht nur erfaßt hat, sondern auch mit einer bestürzenden Klarheit sieht, was andere vielleicht noch nicht sehen.


Kehler Zeitung


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